Trauerrituale in Irland
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Die Republik Irland ist trotz der gesellschaftlichen Veränderungen durch das Phänomen des "Celtic Tiger" ein noch immer sehr stark katholisch geprägtes Land. Diese neue, junge Generation von Iren denkt zwar sehr progressiv und weltoffen, ist aber trotz der vielen veröffentlichten Skandale der irischen Kirche weiterhin ziemlich religiös. Gleichzeitig gehört es zur westlichen Kultur, steht also dem deutschen Kulturkreis prinzipiell sehr nah. Jeder, der den Toten kannte, kommt zur Beerdigung. Dies gehört zum guten Ton und in sehr ländlichen Gebieten Irland kann es vorkommen, dass sich das ganze Dorf auf dem Friedhof einfindet.
Die Trauer-Feierlichkeiten strecken sich normalerweise über drei Tage. Am ersten Tag des Todesfalls findet eine Totenwache am Bett des Toten statt, die ganze Familie ist anwesend und betet, außerdem findet ein großes Essen statt. Am nächsten Tag findet mittags der Transport in der Leichenhalle statt. Jeder wirft noch einen Blick auf den Leichnam und kondoliert den engsten Verwandten – dies führt häufig zu großen Schlagen und kann unter Umständen mehrere Stunden dauern. Im Anschluss wird der Sarg in einem Leichenwagen in die Kirche, meist am frühen Abend. Sechs männliche Familienangehörige tragen den Sarg vom Wagen in die Kirche, der Rest der Trauergäste geht dahinter, anschließend wird die Messe gehalten. Bis zur endgültigen Beerdigung (niemals Bestattung) am nächsten Morgen liegt weiterhin ein Kondolenzbuch aus. Am dritten Tag findet morgens vor der Beerdigung noch eine Messe statt. Zum Abschluss feiert die Trauergemeinde mit "food & drinks" bis in die frühen Morgenstunden und zwar auf die bekannt irische feucht-fröhliche Weise.
Ein traditionelles Ritual ist weiterhin das Campen neben dem Grab des Toten, in der Regel eine Woche lang. Die Familie wacht, bis die Seele mit Gott wiedervereint ist und verhindert zusätzlich, dass keine bösen Geister in die Nähe des Toten kommen. Einen Monat später und jedes Jahr zum Todestag wird regelmäßig eine Messe durchgeführt.
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